Screenings und Monitoringverfahren im Bereich sozial und emotionale Entwicklung im Jugendalter

Unter Mitarbeit von Julia Bodensteiner

Diagnostik hilft pädagogische Entscheidungen zu begründen (Gebhardt, 2024). Auch im sozialen und emotionalen Bereich gibt es eine Reihe von verschiedenen Verfahren für verschiedene Einsatzbereiche. So gibt es informelle Verfahren, Beobachtungen und prozessorientierte Verfahren für die Arbeit im Klassenzimmer und auf der anderen Seite normierte Verfahren für die Klärung des Ist-Standes bei der Erstellung von Gutachten. Während für den Überblick oder den Status Quo meist Verhaltensscreenings verwendet werden, wird für die Förderung ein spezifisches Verfahren verwendet. Die Beurteilung wird meist mittels Ratingskalen durchgeführt. Im Herausgeberwerk zur sonderpädagogischen Diagnostik finden sich hierzu beifolgenden Kapiteln vertiefende Informationen:

Instrumenten im Jugendalter

Im Folgenden werden geeignete deutschsprachige Screeningverfahren für Jugendliche aufgeführt:

SEVE – Schulische Einschätzung des Verhaltens und der Entwicklung (Hartke & Vrban, 2010)

  • 8 Skalen (z. B. Sozialverhalten, Umgang mit Schulmaterial)
  • Direkt an explizite Förderempfehlungen gekoppelt und enthalten in: „Schwierige Schüler: Sekundarstufe: 64 Handlungsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten: 5.-10. Klasse.“ (Hartke, Blumenthal, Carnein & Vrban, 2016)
  • Bis 10. Klasse
  • Freie Online-Version: SEVO – Schulische Einschätzung des Verhaltens online (Hartke, Vrban & Blumenthal, 2013)

SDQ – Strengths and Difficulties Questionnaire (Goodman, 1997)

  • An klinischen Kategorien orientiert: Hyperaktivität, Verhaltensprobleme mit Gleichaltrigen, Verhaltensprobleme, emotionale Probleme, prosoziales Verhalten
  • 4-17 Jahre
  • Frei downloadbar

LKS – Leipziger Kompetenz-Screening für die SchuleDiagnostik und Förderplanung: soziale und emotionale Fähigkeiten, Lern- und Arbeitsverhalten. (Hartmann & Methner, 2022)

  • Screening von Kompetenzen im emotional‐ sozialen Verhalten sowie im Lern‐ und Arbeitsverhalten
  • Nutzung für Unterrichtsgestaltung in heterogenen Lerngruppen und für die individuelle Förderplanung
  • Fremdbeurteilung durch Lehrkräfte, (Selbstbeurteilung nur 3./4. Klasse)
  • 6-18 Jahre

LSL- Lehrereinschätzskala für Sozial- und Lernverhalten

SSL – Schülereinschätzliste für Sozial- und Lernverhalten(Petermann & Petermann, 2013, 2014)

  • Verhaltens‐Screening zur Entwicklungsbeurteilung von Jugendlichen
  • mehrmals im Schuljahr (alle 3 Monate)
  • geeignet zur Evaluation von Interventionsmaßnahmen (z. B. Aufbau Sozialverhalten)
  • Fremdbeurteilung durch Lehrkräfte / Eltern, Selbstbeurteilung
  • 6-19 Jahre

Ausgehend von den durch das Screening gewonnenen Informationen erfolgt die Planung der Fördermethoden, deren Erfolg zeitnah und engmaschig zu überprüfen ist. Casale et al. (2015) unterstreichen die Bedeutung der Entwicklung von verlaufsdiagnostischen Tests nicht nur im Bereich akademischer Fähigkeiten, der unter dem Begriff Lernverlaufsdiagnostik bekannt ist, sondern auch im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Analog findet der Begriff der Verhaltensverlaufsdiagnostik Verwendung. Standardisierte Verhaltensbeobachtungen oder umfangreiche Entwicklungstests sind für den regelmäßigen schulischen Einsatz zu ressourcenintensiv. Daher wurde die in den USA entwickelte Methode des Direct Behavior Ratings – DBR (Chafouleas, Riley-Tillman & Christ, 2009) in den deutschen Sprachraum transferiert und wissenschaftlich überprüft (Casale, 2017; Casale, Grosche, Volpe, Hennemann, 2017). Das Besondere an DBR ist, dass es sich nicht um ein spezifisches Testinstrument handelt, sondern um eine methodische Herangehensweise, deren Umsetzung flexibel an die praktischen Bedürfnisse angepasst werden kann.

Folgende Instrumente sind als computergestützte Version mit automatischer Auswertung frei verfügbar auf www.levumi.de:

DBR-MIS – Verlaufsdiagnostik in der Schule(Gebhardt, DeVries, Jungjohann, Casale)

DBR-PUTSIE – Verlaufsdiagnostik für Verhalten in der Schule(Schurig, Krause, Gebhardt, 2020)

Basierend auf SDQ, DSM-V

Vertiefende Literatur

Blumenthal, Y., Hillenbrand, C., Hartke, B., Hennemann, T., Casale, G. & Vierbuchen, M.-C. (2020). Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und emotional sozialen Entwicklungsstörungen: Förderung in inklusiven Schulklassen Handlungsmöglichkeiten schulische Inklusion. 1. Aufl. Verlag W. Kohlhammer. https://doi.org/10.17433/978-3-17-033837-1

Casale, G.; Hennemann, T.; Grosche, M. (2015). Zum Beitrag der Verlaufsdiagnostik für eine evidenzbasierte sonderpädagogische Praxis am Beispiel des Förderschwerpunkts der emotionalen und sozialen Entwicklung. Zeitschrift für Heilpädagogik 66, S. 325–334.