Messung der sozialen Inklusion mit dem PIQ

Lehrkräfte verwenden gern Soziometrie, um mehr über Klassen zu erfahren. Hier erfragt man neben welcher anderen Person das Kind sitzen möchte, oder nicht sitzen möchte. Diese Methode hat aber auch Nachteile, da man meist neben einem Wahlstatus auch einen Ablehnungsstatus misst (für mehr Informationen siehe Spilles & Nicolay, 2022). Daher sind solche Verfahren nur bedingt zu empfehlen, da sich allein durch die Durchführung der Soziometrie die sozialen Beziehungen der Klasse ändern können und die Lehrkraft dies moderieren muss, um negative Folgen zu meiden.     

Eine andere Form Teilhabe und soziale Inklusion zu messen ist der PIQ. Der Perceptions of Inclusion Questionnaire (PIQ) ist ein zuverlässiges und ökonomisches Instrument zur Erfassung von drei zentralen Dimensionen der subjektiv wahrgenommenen Inklusion in der Schule: emotionales Wohlbefinden in der Schule, soziale Inklusion in der Klasse und akademisches Selbstkonzept. Der PIQ ist das Standardinstrument zur Erfassung von Wohlbefinden, sozialer Partizipation und leistungsbezogenem Selbstkonzept in der Inklusionsforschung und wurde bereits in den ersten großen Studien zur Inklusionsforschung in der Schweiz von Urs Haeberlin und Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Carmen Zurbriggen und Kolleg:innen haben das Instrument gekürzt und weiterentwickelt. Es ist mittlerweile in viele Sprachen übersetzt, psychometrisch geprüft und in vielen Studien genutzt. Es gibt eine Version für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern.

Beim PIQ schätzt die betroffene Person selbst nur ihr eigenes erlebtes Integriertsein ein, dadurch wird die soziale Beziehung in der Klasse nicht erfragt und somit auch nicht beeinflusst. Für eine Einschätzung oder Evaluation der sozialen Inklusion in der Klasse oder für einzelne Kinder ist der PIQ als kostenfreies und leicht anwendbares Instrument zu empfehlen

Sonderpädagogisches Fachgespräch mit Carmen Zurbriggen als Youtube Video

Mehr Informationen finden Sie unter www.piqinfo.ch

Der PIQ besteht aus 12 Items und wird allgemein für Schüler der 3. bis 9.

Mittlerweile gibt es auch Adaptionen für Kindergarten und Schüler der Eingangsstufe

Artikel zum PIQ:

Venetz, M., Zurbriggen, C. L. A. & Schwab, S. (2019). What do teachers think about their students’ inclusion? Consistency of students’ self-reports and teacher ratings. Frontiers in Psychology, 10, 1637. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.01637

Venetz, M., Zurbriggen, C. & Eckhart, M. (2014). Entwicklung und erste Validierung einer Kurzversion des „Fragebogens zur Erfassung von Dimensionen der Integration von Schülern (FDI 4-6)“ von Haeberlin, Moser, Bless und Klaghofer. Empirische Sonderpädagogik, 2, 99-113. (PDF

Haeberlin, U., Moser, U., Bless, G. & Klaghofer, R. (1989). Integration in die Schulklasse. Fragebogen zur Erfassung von Dimensionen der Integration von Schülern FDI 4-6. Bern: Haupt.


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